Warum man nie krank trainieren darf

24. Juli 2021
Erkältung Herzmuskelentzündung Training
Quelle: Pixabay, CC0 Lizenz

 

Eigentlich bräuchte man zu diesem Thema gar nichts schreiben. Denn schon der gesunde Menschenverstand sagt uns, dass der Körper nicht mit Training belastet werden sollte, wenn er krank ist. Aber wer große Ziele erreichen möchte, neigt manchmal dazu, unvernünftige Dinge zu tun. Übertraining ist eine Variante. Eine andere ist Training trotz Krankheit. Und ja, auch eine Erkältung zählt da bereits dazu. Ich gebe zu, dass ich diesen Fehler ebenfalls begangen habe. Doch gerade deshalb möchte ich davor warnen. Denn ich wusste damals nichts davon, was im schlimmsten Fall passieren kann…

 

Gefahr einer Herzmuskelentzündung

Viren oder Bakterien können Herzmuskelentzündungen auslösen. [1] Das Risiko dafür ist besonders hoch, wenn das Immunsystem durch anhaltendes Training noch weiter geschwächt wird, als es durch die Krankheit bereits der Fall ist. Der Körper kann sich kaum noch wehren, sodass sich die Erreger weiter ausbreiten und wichtige Organe wie das Herz befallen können. Ein Klassiker sind Grippeviren: Wer wieder ins harte Training einsteigt, ohne sich vorher vollständig auskuriert zu haben, ermöglicht es ihnen Viren, aus der Lunge ins Blut zu wandern und so das Herz zu erreichen.

Das Problem: Häufig ist die Entzündung zunächst ohne klare Symptome. Deutliche Warnzeichen sind später Herzrasen und Herzrhythmusstörungen, Schmerzen in der Brust oder Atemprobleme. Wer sich dann sofort schont, hat vielleicht noch gute Chancen, dass die Sache glimpflich ausgeht. Eventuell können sich beim Abheilen kleine Narben im Gewebe bilden. Problematisch wird es jedoch, wenn die Entzündung wiederholt auftritt und chronisch wird. Darauf können ein deutlicher, unerklärlicher Leistungseinbruch und ständige starke Erschöpfung hinweisen. [1]

Im schlimmsten Fall kann eine chronische Herzmuskelentzündung tödliche Folgen haben. Der frühere Triathlon-Profi Steffen Liebetrau ist vermutlich an den Spätfolgen mehrerer solcher Entzündungen gestorben. Tri-Mag berichtete damals über die vorherige Diagnose: „Neben einem lebensbedrohlichen Blutpfropf in einer Herzkammer diagnostizierten die Herzspezialisten der Uniklinik Freiburg eine eingeschränkte Funktion des Herzmuskels, die ihre Ursache wahrscheinlich in mehreren ‚länger zurückliegenden, abgeklungenen Herzmuskelentzündungen‘ und einem sogenannten ’stumm verlaufenen thrombembolischen Herzinfarkt‘ habe.“ [2]

 

Plötzlicher Herztod

Eine unerkannte Herzmuskelentzündung kann auch die Ursache für den plötzlichen Herztod sein. Immer wieder gibt es Fälle, in denen Fußballer oder Marathonläufer plötzlich ohne erkennbaren Grund tot umfallen. Wer Glück hat, bekommt sofort Hilfe, wie zuletzt der auf dem Platz kollabierte Däne Christian Eriksen bei der Fußball-Europameisterschaft. Der Herzstillstand kann auf frühere Herzmuskelentzündungen zurückzuführen sein, die mitunter schon länger her sind, aber mehr oder weniger gut abgeheilt waren:

● Eine Studie nennt Herzmuskelentzündungen bei 5 bis 22 Prozent aller Athleten unter 35 Jahren als Ursache für plötzlichen Herztod. [3]

● Eine andere Studie, die Athleten im Alter von 13 bis 25 Jahren untersuchte, spricht von rund 75 herzbedingten Todesfällen pro Jahr, von denen 17 Prozent auf Herzmuskelentzündungen zurückgingen. [4]

 

In der zweitgenannten Studie wird empfohlen, in einem Zeitraum von vier Wochen nach einer Virusinfektion auf intensives Training und Wettkämpfe zu verzichten. Ob moderates Training in diesem Zeitraum sicher ist, blieb offen. Wird eine Herzmuskelentzündung diagnostiziert, muss dagegen mindestens eine Sportpause von sechs Monaten eingelegt werden. In 50 Prozent der Fälle geht die Sache glimpflich aus, indem es zu einer Spontanheilung kommt. [4]

 

Fazit

Wenn die Pumpe nicht mehr mitspielt, haben wir ein echtes Problem! Ein Problem, das uns ein Leben lang beschäftigen und im schlimmsten Fall Kopf und Kragen kosten kann. Deshalb der klare Ratschlag: Wer krank ist, darf nicht trainieren. Egal, wie ambitioniert man ist, nichts ist wichtiger als die eigene Gesundheit. Wer ein gutes Körpergefühl hat, spürt eine sich anbahnende Erkrankung manchmal schon, bevor es richtig los geht. Dann kann das Training frühzeitig pausiert werden, um dem Immunsystem die maximale Kraft für den Kampf gegen den Erreger zu überlassen.

 

Quellen:

[1] Herzmuskelentzündung (Myokarditis), Zugriff am 17.06.2021, https://www.medizin.de/krankheiten/content/herzmuskelentzuendung-myokarditis.html

[2] Sienknecht, N. (2015), Ex-Profi verstorben, Steffen Liebetrau ist tot, Zugriff am 31.05.2015 (Artikel nicht mehr online)

[3] Frick, M. / Pachinger, O. / Pölzl, G. (2009), Myocarditis and Sudden Cardiac Death in Athletes, Diagnosis, Treatment, and Prevention, Herz 34(4), S. 299-304, in: Myocarditis and Sudden Death Fact Sheet, Myocarditis Foundation

[4] Mankowitz, K., Incidence, Mechanism and Cardic Causes of Death, in: Myocarditis and Sudden Death Fact Sheet, Myocarditis Foundation

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